Wer kennt es als Lehrer*in nicht? Du hast deinen Unterricht gründlich vorbereitet, aber die Nacht davor war unruhig. Vielleicht hast du schlecht geschlafen oder bist einfach gestresst aufgestanden. In der Hektik des Morgens bist du zur Schule gehetzt und kommst mit einem Nervenkostüm, das schon auf der Kippe steht. Der Stress hat dich gepackt, und plötzlich scheint alles aus den Fugen zu geraten: Die Schüler*innen sind unmotiviert, Konflikte eskalieren, und deine Kopfschmerzen beginnen zu pochen. In solchen Momenten wird der Stress zu einem echten Problem, besonders im Umgang mit schwierigen Schüler*innen.
Stress verstehen: Von der Belastung zur Chance im Umgang mit schwierigen Schüler*innen
Stress an sich ist nicht zwangsläufig negativ, er wird erst problematisch, wenn wir das Gefühl haben, die Situation nicht bewältigen zu können – sei es, weil uns die notwendigen Kompetenzen fehlen oder weil wir uns machtlos fühlen. Einer der größten Stressfaktoren für Lehrer*innen ist oft die Beziehung zu schwierigen Schüler*innen. Quelle: Robert Bosch Stiftung. Mit „schwierig“ meine ich Schüler*innen, die nicht einfach „mitlaufen“. Es sind die Schüler*innen, die uns herausfordern und wie Seismografen auf unsere Stimmung und unser Verhalten reagieren. Wenn diese Beziehungen unter Stress leiden, kann das ganze Klassenzimmer durcheinander geraten.
Aber was kannst du tun, um diesen Stress zu reduzieren und deine Beziehungsfähigkeit zu verbessern?
Meine Erkenntnis: Die Macht der eigenen Vorbereitung und Selbstfürsorge
Eine entscheidende Erkenntnis für mich war, dass nicht alles in meiner Macht liegt. Die Reaktionen der Schüler*innen und die Dynamik im Klassenzimmer sind Dinge, die ich nicht direkt kontrollieren kann. Was jedoch in meiner Macht liegt, ist, wie ich mich inhaltlich aber vor allem auch persönlich auf den Unterricht und Schultag vorbereite. Wenn ich gestresst bin, leidet meine Fähigkeit, eine positive und unterstützende Beziehung zu den Schüler*innen aufzubauen.
In meiner Zeit in der Erwachsenenbildung begann mein Unterricht immer erst um 10 Uhr. Ich nutzte die Zeit vorher für Sport und manchmal sogar für einen Besuch in der Sauna. Diese Routine hatte einen so positiven Einfluss auf meine Stimmung und Präsenz, dass die Schüler*innen mich fragten, warum ich immer so gut gelaunt sei.
Als ich später an einer Regelschule arbeitete und der Unterricht früher begann, passte ich meine Morgenroutine an. Das klappte um die Uhrzeit nicht ganz so zuverlässig, aber oft. Ich stand eine halbe Stunde früher auf, um Zeit für Aktivitäten zu finden, die mir guttaten – sei es ein kurzes Workout, eine Meditation oder ein kurzer Lauf. Auch wenn mein Tag so noch früher begann, wusste ich, dass ich den ganzen Tag von dieser Vorbereitung profitieren würde. Diese bewusste Zeit für mich selbst half mir, stressfreier und präsenter zu sein.
Verbesserung der Beziehung zu schwierigen Schüler*innen
Wenn du deine Beziehung zu Schüler*innen verbessern möchtest, nimm dir etwas Zeit zur Reflexion. Hier sind einige Schritte, die dir helfen können:
Reflektiere über vergangene positive Erfahrungen:
Welche Situationen fallen dir ein, in denen die Beziehung zu den schwierigen Schüler*innen besonders gut war? Denke an Tage, an denen die Interaktionen besonders harmonisch verliefen und der Unterricht besonders gut lief.
Untersuche die Unterschiede:
Was war an diesen Tagen anders? Gab es spezielle Umstände, Routinen oder Verhaltensweisen deinerseits, die zur positiven Beziehung beigetragen haben?
Erkenne deine Handlungen:
Was hast du an diesen Tagen anders gemacht? Vielleicht gab es unbewusste Maßnahmen oder Strategien, die dir geholfen haben, eine starke Beziehung zu den schwierigen Schüler*innen aufzubauen.
Beziehe andere Beziehungen ein:
Falls dir keine spezifischen Situationen mit diesen Schüler*innen einfallen, betrachte auch andere Beziehungen in deinem Leben. Was kannst du aus diesen lernen?
Visualisiere deine Erfahrungen:
Erstelle eine Skizze oder ein Modell, um deine Gefühle und Erfahrungen darzustellen. Dies hilft dir, ein klares Gefühl zu bekommen und konkrete Vorstellungen davon zu entwickeln, was du ändern möchtest.
Finde den ersten Schritt:
Überlege darauf aufbauend, was der erste kleine Schritt wäre, um täglich stressfrei in den Unterricht zu gehen. Der Schritt sollte umsetzbar, herausfordernd und attraktiv sein. Und vor allem voll und ganz in deiner Macht liegen.
Setze dir ein Ziel:
Lege fest, wann du mit diesem Schritt beginnen möchtest. Ein konkreter Plan hilft dir, die Veränderungen in die Tat umzusetzen.
Fazit: Stressbewältigung und die Stärkung der Beziehung zu schwierigen Schüler*innen
Die Fähigkeit, starke und positive Beziehungen zu Schüler*innen aufzubauen, ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg und das Wohlbefinden im Lehrer*innenberuf. Durch bewusste Selbstfürsorge und stressreduzierende Maßnahmen kannst du deine Beziehungsfähigkeit stärken und den Unterricht auf eine positive Weise gestalten. Es geht darum, nicht nur auf die Herausforderungen des Berufs zu reagieren, sondern aktiv an deiner eigenen Resilienz und dem Umgang mit stressigen Situationen zu arbeiten.
Wenn du Unterstützung bei diesem Prozess benötigst, stehe ich dir gerne zur Seite. Ich biete Einzelsitzungen, Workshops und Seminare für Lehrer*innen an, um dir zu helfen, deine Resilienz zu stärken und deine Beziehungen zu verbessern.
Kontaktiere mich gerne, um mehr über mein Angebot zu erfahren.